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Die Natur- und Kulturgeschichte

Das wärmespeichernde Kalkplateau Ölands trägt in großen Teilen der Nordinsel eine geringmächtige Schicht aus angewehten und angespülten Kalksanden, die karge Humusschicht bedingt blütenreiche Kalktrockenrasen mit Thymian, Wiesenkuhschelle, Steppenspitzkiel und zahlreichen Orchideenarten inmitten ausgedehnter lockerer Wacholderheiden. Die von den Westwinden ausgewehten Kalkflächen in Küstennähe tragen lückige Trockenrasen, mit Felsenbeifuß, dem gewöhnlichen Sonnenröschen und vor allem wildem Schnittlauch, der mit seinem starken Aroma die Exkursionsküche schon so manches mal bereichert hatte.

Was der Wind irgendwo wegträgt, lässt er irgendwo auch wieder fallen. Nur wenige hundert Meter von der nordwestlichen Küstenlinie entfernt, wo die Vegetation den Sand aus dem Wind kämmt, konnte sich auf eiszeitlichen Ablagerungen aus Lehm, Sand und Steinen ein feuchter Kiefernwald mit watteweicher Moosauflage entwicklen. Das niederschlagsreiche Klima der Ostseeinsel versorgt den Waldboden gut mit Feuchtigkeit. In der Strauchschicht gedeiht hier vor allem der Sumpfporst, gemeinsam mit Heidelbeere, Trunkelbeere, und Preiselbeere. An lichten Stellen blüht das schwertblättrige Waldvögelein.

Wo der Mensch den Wald gerodet und das Land in Kultur genommen hat, erstrecken sich blütenreiche Grünländereien, die mehr oder weniger oft im Jahr gemäht oder aber traditionell von Schafen und Rindern beweidet werden. Die Eiszeiten hatten Berge von Schotter und rundgeschliffenen Urgesteinbrocken vom Festland auf die Kalkplatte getragen und hier abgelagert. Generationen von späteren Inselbewohnern haben die Steine zu kilometerlangen Steinmauern zusammengetragen um das Land urbar zu machen. Noch heute markieren die Steinmauern Wege und Parzellen unterschiedlicher Nutzung. Wie erwähnt herrscht die Grünlandnutzung vor, doch findet man auch Acker- und Waldparzellen. Die langen, z. T. breiten Mauern werden oft von Hochstaudenfluren und Schlehenbüschen begleitet. Als strukturreiche Biotope sind sie Lebens- und Rückzugsraum für viele Tierarten, insbesondere für Amphibien, Kriechtiere und verschiedene Vogelarten.

Großflächige Senken im Kalkplateau werden besonders im Frühjahr und Herbst zu Kalkflachseen. Mit der natürlichen Verlandung werden sie auf diesem Untergrund zu basischen, kalkreichen Flachmooren, die auf Grund ihrer Seltenheit insbesondere floristische Höhepunkte beherbergen. Sonst seltene, unscheinbare Moos-, Seggen- und Weidenarten bilden die Grundstruktur der Moorvegetation. Orchideenarten wie die die Einknolle, Honigorchis, und die Sumpfweichwurz sind europaweit bedrohte Unscheinbarkeiten dieser Flachmoore. Wer lange genug auf "allen Vieren" unterwegs ist, kann bei etwas Glück (und etwas später im Jahr) die grünlichgelben Seltenheiten finden. Auf den buckelförmigen Grasbulten der Flachmoore findet man bei genauem Hinsehen die gut getarnte Fliegenragwurz. Auffälligere Erscheinungen sind da schon die Mehlprimel, Helm-, Brand- und fleischrotes Knabenkraut sowie die seltenen Arten Gelbes und Blutrotes Knabenkraut.

 

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