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Das Südliche
Mittelmeergebiet und Kleinasien
In
den heißen und trockenen Gebirgen des südlichen Mittelmeergebietes
und des Vorderen Orients herrschen extreme Bedingungen. Hier kombinieren
sich Sonneneinstrahlungsintensität, geringes Niederschlagsaufkommen
mit mindestens 4 Monaten Sommerdürre, äußerst karge Bodenverhältnisse
und fast ständige starke Windeinwirkung. Nächtliche Abstrahlung
und jahreszeitliche Wechsel sorgen in diesem Gebirgsklima aber auch für
teilweise starke Temperaturstürze und Fröste.
Solche
Verhältnisse sind geradezu ein Herausforderung an pflanzliche Spezialisten.
Das Bild der Vegetation ist geprägt von so genannten Dornenpolstern,
die ein perfekte Anpassung an diese Verhältnisse darstellen.
Die Pflanzen mit oft auffällig halbkugelförmigem Wuchs sind
Vertreter aus allen möglichen Familien, die Gemeinsamkeiten der Erscheinungsformen
Ergebnisse langer Anpassungen an die Wuchsbedingungen.
Meist handelt es sich um Zwergsträucher, an denen verschiedene Organe
verdornt sind (Zweige, Blattspindeln, Blätter usw.) und sich mehr
oder weniger dicht gedrängt zu "pflanzlichen Igeln" formieren.
Im subalpinen Bereich des Atlasgebirges bildet die Vegetation sogar eine
eigene Höhenstufe, die Tragacanth-Stufe (benannt nach Astragalus
tragacantha). Aber auch in tieferen Lagen und schotterigen, felsigen Stellen
bilden sich diese Vegetationsformationen aus.
Die spezielle Wuchsform dient einzig und allein der Bildung eines überlebensfreundlichen
Mikroklimas. Die dichten Polster brechen die starken Winde und halten
die wenige Feuchtigkeit im Polster fest. Das gleichzeitig aus dem Wind
gefilterte Feinerde- und Rohhumusmaterial ist zusätzlicher Wasserspeicher
und wertvolle Nährstoffquelle.
Dornpolsterformationen
bilden sich meist über der jeweiligen Waldgrenze bis auf 3900 m Meereshöhe
aus, wandern aber anthropogen bedingt auch in tiefere Lagen ein.
Typische
dornige Vertreter aus den Hochgebirgen der Mittelmeergebietes und Vorderasiens
(Atlas, Sierra Nevada, Sizilien, Kreta, Anatolien, Libanon usw.) in den
heimischen Steingärten sind vor allem die stachligen Igelnelkenarten
(z. B. Dianthus webbianus), die Stechnelken (Acantholimon-Arten / Plumbaginaceae),
das dornige Steinkraut (Ptilotrichum spinosum / Brassicaceae) und der
Igelginster (Erinacea anthyllis). Die Bodenreaktion ist für die meisten
Arten nicht so entscheidend, doch sind die natürlichen Vorkommensgebiete
oft kalkreich.
Entsprechend ihrem natürlichen Standort sind Pflanzen aus diesen
Regionen für extreme Pflanzplätze, wie Trockenmauern, stark
schuttdurchsetzte Standorten und äußerst trockene, vollsonnige
Plätze geeignet. Im Winter mögen sie, je nach Empfindlichkeit,
eine Abdeckung gegen übermäßige Nässe.
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