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Ein wenig Pflanzengeografie...
"Im
Frühjahr oder Herbst steht die Sonne um 12 Uhr senkrecht über
dem Äquator, sie steht im Zenit. Die Luft wird deshalb über
dem Äquator am stärksten erhitzt und steigt nach oben. Durch
die aufsteigende Luftströmung entsteht an der Erdoberfläche
eine Zone geringeren Luftdruckes. Beim Aufstieg kühlen sich die Luftmassen
ab und es kommt einige Zeit nach dem täglichen Sonnenhöchststand
zu den Zenitalregen. Die Luftmassen selbst fließen in größerer
Höhe nach Norden und Süden ab und senken sich dabei etwa am
40. Breitengrad wieder zur Erde nieder. Diese absteigenden Luftmassen
erwärmen sich beim Absinken und werden dabei sehr trocken. Wie am
Äquator kommt es zu windstillen Kalmenzonen, die hier als Roßbreiten
bezeichnet werden und sich durch hohen Luftdruck und Niederschlagslosigkeit
auszeichnen. Von diesen Zonen hohen Luftdruckes strömen die Luftmassen
an der Erde wieder zur Tiefdruckzone am Äquator. Die Winde werden
dabei durch die Erdrotation auf der Nordhalbkugel nach rechts und auf
der Südhalbkugel nach links abgelenkt, es entstehen auf diese Weise
der Nordost- und der Südostpassat. Dieser
idealisierten Darstellung ist nichts hinzuzufügen. Kurzum, mit dem Gesagten ist die klimabezogene Vegetationsgliederung kurz umrissen. Als wäre das alles nicht schon bunt genug, gesellen sich bei der Analyse der Vegetationsverhältnisse auf der Erde dazu noch pflanzengeographische Aspekte historisch-genetischer, ökologischer und floristischer Natur: Die historisch-genetische Entwicklung der Vegetation bzw. der Flora ging mit den erdgeschichtlichen Entwicklungsperioden einher. Die Besiedlung der Meere und des Festlandes durch die Pflanzen, die Weiterentwicklung erfolgreicher Anpassungen, Evolution und Abspaltung von Sippen waren der Trennung von Wuchsarealen, insbesondere dem Auseinanderbrechen des Urkontinents unterworfen. Die immer weitere Trennung der Areale, die fortschreitende genetische Isolierung von Pflanzensippen, die teilweise gleichzeitige Entwicklung der Tierwelt (hierzu zählen auch die jungen Einflüsse der Menschheitsentwicklung) und die Entstehung klimatisch bedingter unterschiedlicher naturhaushalterischer (ökologischer) Bedingungen in den Arealen mündet schließlich in der Entstehung unterschiedlicher Pflanzengemeinschaften, die wir heute den sechs Florenreichen zuordnen. Die geotektonisch geprägte Arealtrennung als "gröbstes Raster" erfolgte im Rückschluss aus vielen geologischen, geografischen und auch floristischen Tatsachen offensichtlich von Süd nach Nord. Während die Landmassen der Nordhalbkugel fast vollständig dem Florenreich der Holarktis zuzuordnen sind, gehören die Landmassen der Südhalbkugel zu den verbleibenden Florenreichen. In der Nähe des Äquators erfolgt die Zuordnung zunächst in die Palaeotropis und die Neotropis, nach Süden zu schließlich in die Kapensis, die Australis und schließlich die Antarktis.
Die Neotropis
umfasst vor allem die Subtropen und Tropen der Neuen Welt, also Mittel-
und Südamerikas. Zur Paleotropis verbindene Pflanzenfamilien sind
z. B. die Palmaceae, Araceae, Musaceae, Gesneriaceae, Zingiberaceae oder
die Lauraceae. Daneben gibt es die fast ausschließlich auf die Neotropis
beschränkten Familien z. B. der Tropaeolaceae, Bromeliaceae, Cannaceae
und, am bekanntesten von allen, die Riesenfamilie der Cactaceae, die nur
mit einer Handvoll Rhipsalis-Arten in Afrika vorkommt. Die Palaeotropis
umfasst die Tropen und Subtropen der Alten Welt, also vor allem Afrikas
und Südasiens. Als zweitgrößtes Florenreich ist es dennoch
das artenreichste. Wesentliche, zur Neotropis vermittelnde Familien sind
beispielsweise die der Cycaceae oder der Moraceae. Spezifisch palaeotropische
Familien sind z. B. die Nepenthaceae, Pandanaceae und die Balsaminaceae.
Als spezifische und auch bekannte Besonderheit gelten die Vorkommen stammsukkulenter
Euphorbiaceaen, die gleiche Lebensräume wie die Cactaceae der Neuen
Welt besiedeln.
Die Kapensis umfasst eigentlich nur die Südspitze Afrikas und ist damit das kleinste Florenreich. Trotzdem ist es durch eine große Artenzahl (6000 Arten) und vor allem vielen Besonderheiten an Pflanzenformen und Endemiten gekennzeichnet, so dass seine Eigenstellung nie umstritten war. Spezifische Familien sind die der Penaceacaea und der Geissolomaceae, weit überwiegende Verbreitung haben die Oinaceae und die Hydrostachyaceae. Zu weiter verbreiteten Familien gehören die typischen Südafrika-Gattungen Mesembryanthemum (Aizoaceae), Amaryllis und Clivia (Amaryllidaceae), Stapelia (Asclepidiaceae), Ixia und Freesia (Iridaceae), Haworthia und Gasteria (Liliacea) sowie nicht zu vergessen Pelargonium (Geraniaceae) mit über 230 Arten. Die Antarktis umfasst die Gebiete der gemäßigten Breiten der Südhalbkugel. Die wenigen größeren Landmassen beschränken sich fast auschließlich auf das Antarktische Festland, Feuerland, Westpatagonien, die Südinsel Neuseelands und ferner die Inselgruppen der Kerguelen und Falklands. Das Florenreich ist vor allem durch spezifische Gattungen gekennzeichnet, deren Vertreter nur hier oder weit überwiegend hier vorkommen. Dazu gehören beispielsweise Acaena (Rosaceae), Azorella (Apiaceae), Gunnera (Gunneraceae), Aristotelia (Aristiteliaceae) oder Nothofagus (Fagaceae).
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