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Licht und Sonne Auf den offenen Matten
der Hochgebirge sind die Pflanzen den ganzen Tag dem vollen verfügbaren
Licht mit hohem UV-Anteil ausgesetzt. Für Arten der Schluchten oder
Steilhänge ist im Allgemeinen mit dem wandernden Schatten umliegender
Berge die Sonneneinstrahlung irgendwann am Tag schlagartig vorbei. Pflanzen
der polnahen arktischen und antarktischen Gebiete kennen nur die flachstehende
"rund-um-die-Uhr"-Sommersonne und die kalte Dunkelheit des Winters. Zunächst sollte man versuchen, den Steingarten selbst in Südost-Nordwest-Richtung anzulegen. Das wird bei Beachtung folgender Überlegungen verständlich: Bei der Einrichtung der Pflanzflächen sollte die Sonneneinstrahlung mit einer möglichst geringen Verdunstungsrate kombiniert werden. Es ist also anzustreben, den tatsächlich wirkendenden Sonnenwinkel im Hochsommer möglichst klein zu halten. Diese sogenannten absonnigen Standorte erreicht man auf vielen Flächen der Nordost-Flanke. Auf der Südwestflanke ist es auf vielen Pflanzplätzen möglich, durch geschickte Steinsetzung oder Kombination mit kleineren Gehölzen ähnliche Verhältnisse, oder zumindest eine Schattierung vor der Mittagssonne zu erreichen. Die diesbezüglichen Nachteile der Südwestflanke werden allerdings etwas durch die bessere Verfügbarkeit wenig ergiebiger Sommerniederschläge ausgeglichen, die der Westwind mit sich bringt. Besondere Ansprüche an Licht und Sonne stellen viele "Neuseeländer" oder aber "Südafrikaner". Das gemäßigte, meist recht trockene Klima der Heimatgebiete ließ vielen der dortigen Gebirgspflanzen einen regelrechten Pelz wachsen, der als Wasserfänger und Ver-dunstungsschutz dient. Die feinen Härchen "kämmen" die nächtliche Luftfeuchtigkeit aus, die Tropfen rinnen in die oft dichten Polster. Allerdings sind die mit Härchen übersäten Blätter empfindlich gegenüber warmer Feuchtigkeit und anhaltender Nässe, die sie aus ihrer Heimat kaum kennen. Am Besten ist es deshalb, Pflanzen aus diesen Regionen einen gut drainierten, mit Splitt bestreuten Ost-Platz einzuräumen. Hier trocknen die ersten sommerlichen und besonders herbstlichen Sonnenstrahlen am Morgen die Blätter recht schnell ab. Volle Mittagssonne stellt für die Pflanzen vom südlichen Ende der Welt dagegen kein Problem. Im Winter ist der Schutz vor übermäßiger Feuchtigkeit unbedingt notwendig, da die dichten Polster bei feuchtmildem Winterwetter ohne Schutz häufig in Flecken ausfaulen. Eine Glasplatte oder ein kleines Holzgestell mit Folienbespannung "wirkt Wunder". Der Gegenpart sind die "Atlantiker" aus dem hohen Norden. Gebirgspflanzen der atlantischen Gebiete und auch Arten der arktischen Tundra vertragen auch schon mal Staunässe und feuchte milde Perioden im Winter. Das Problem ist ihr hoher Lichtanspruch und die Unverträglichkeit der heißen Sommersonne. Die besten Erfahrungen habe ich auf der Westseite, aber auch hinter etwas höheren Steinkanten der absonnigen Seite gemacht. Ein Mitteleuropa-Sommer ganz ohne Brandflecken kommt allerdings kaum vor. Im Winter sind sie dagegen nicht weiter kompliziert. Ich habe bisher nicht festgestellt, dass die kalte Dunkelheit ihrer Heimat bei uns besondere Maßnahmen notwendig macht. Allerdings kann es sein, dass sie bereits sehr zeitig im Jahr austreiben, dabei aber frostverträglich sind. Eine eigene Licht-Sonne-Kategorie bilden auch einige immergrüne Arten der tiefschneebedeckten Gebirgshänge. Die Dunkelheit unter der Schneedecke stoppt im Winter die Vegetationsperiode, die für die Pflanzen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt (unter dem Schnee) eigentlich noch nicht zuende ist. Solche Arten, namentlich die Polsterkugelblumen aus den Alpen (Globularia spec.) und immergrüne Bartfadenarten aus den Rocky Mountains (Penstemon spec.) reagieren bei der häufig fehlenden Schneedecke in unsen Gefilden problematisch auf die Wintersonne: Sie wachsen einfach weiter und die jungen Triebe erfrieren dann samt den Blütenansätzen schon bei geringen Frostgraden. Eine sorgfältige Winterabdeckung gegen die Sonne ist für den Blüherfolg solcher Arten unabläßig. Für einen Moment
sollten Sie das gerade Gelesene jedoch wieder vergessen ! Völliges
Umdenken ist bei den winterharten "Südländern" aus
dem Mittelmeergebiet, der Türkei und Vorderasien notwendig. Diese
Gebirgspflanzen finden in Mitteleuropa an sich hervorragende Wuchsbedingungen.
Im Gegensatz zu ihren heimischen Gefilden sind die Niederschlagswerte
hier sogar höher, die hochstehende brennende Sonne ihrer Heimat,
die dort Laub und Triebe im Sommer regelmäßig verdorren lässt,
ist in Mitteleuropa gemäßigter. Sie danken das mit üppigem
Wuchs und sind in der Lage, in wenigen Jahren "Quadratmeter"
einzunehmen. Auslesen oder Hybriden solcher Arten sind Bestandteile vieler
Staudensortimente, da sie kaum größere Standortansprüche
stellen. Besonders verbreitet sind die Blaukissen- und Sonnenröschen-Hybriden
(Aubrieta spec., Helianthemum spec.), Schleifenblumen (Iberis spec.) und
Gänsekresse (Arabis spec.). Es gibt keinen Grund, die attraktiven
Arten aus dem Steingarten zu verbannen, doch sollte man tunlichst die
unmittelbare Nachbarschaft mit den schwachwüchsigeren Arten anderer
Gebiete vermeiden. Meine Erfahrung mit "Südländern"
zeigt, dass man möglichst auf die weniger ausbreitungsintensiven
botanischen Arten zurückgreifen, ihnen nur begrenzte Wuchsorte wie
Steinspalten zubilligen und an steilen Süd-Trockenmauern vollste
Sonne und kargen Boden geben sollte. Die Sommerhitze und -trockenheit
lässt die Pflanzen kompakt wachsen, aus den Steinspalten "fließt"
das Blütenmeer im Frühjahr über die Steine der Trockenmauern.
Dennoch kommt man über einen "Formschnitt" im August/ September
oft nicht herum. |
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