Die Silvrettagruppe schließt
das Tal des Montafons zu den Zentralalpen hin ab. Nordwestlich stoßen
die Berge das Rätikons an die Silvretta, von Nordosten die Massive der
Verwallgruppe. Die silikatischen Gesteine der Silvretta bedingen neutrale bis
bodensaure Standortverhältnisse.
Vom oberen Montafon aus führt eine Reihe von Wanderrouten in die Berge
der Silvretta. Mit drei Wandertouren soll ein kleiner Einblick in den Vegetationscharakter
der Silvretta gegeben werden.
Von Gargellen auf den Schafberg oder durch das Vergalda-Tal zur Heimspitze
Silvretta Nova, Versettla und Madrisella
Von Gargellen auf den Schafberg oder durch das Vergalda-Tal zur Heimspitze |
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Gargellen ist mit 1428 m über dem Meeresspiegel der höchstgelegenste Ort im Montafon. Es liegt in einem Seitental, das man von St. Gallenkirch über eine Bergstraße erreicht. Von hier aus kann man zwei wesentliche Wanderrichtungen einschlagen: Südwestlich Gargellens liegt das Schafbergmassiv mit den Gargellener Köpfle, das den Kontaktbereich zu den Bergen des Rätikons darstellt. Vom Ortszentrum aus kann man sich mit dem Sessellift zum Schafberghüsli einen Höhenvorteil von 702 m verschaffen. Das typische Wintersportgebiet am Schafberg bietet im Wesentlichen einen sommerlichen Rundwanderweg zum Gandasee. Wer sich bergsteigerisch betätigen will, findet im Gebiet der Gargellener Köpfle darüberhinaus einige Pfade. Der Schafberg
ist ein recht gleichmäßiges Hochplateau, weitläufig und
übersichtlich. Nur einzelne kleine Felshügel säumen den
Weg bis zum Schotterfeld der Madrisa (2770 m).
Auf der Hochebene kann man sehr schön die Vegetation an der hochalpinen
Kampfzone studieren. Auf den flachen Felsköpfen der Ebene, die der
Wind im Winter immer wieder freibläst hat sich die typische Windheide
ausgebildet. Im Wesentlichen wächst hier die Gamsheide (Loiseleuria
procumbens), die sich durch ihr dichtes Blättergeflecht und den
Spalierwuchs ein eigenes Mikroklima als Überlebensstrategie schafft.
Meist können nur einige sehr widerstandsfähige Flechtenarten
und hin und wieder Alpenbärentrauben (Arctostaphylos alpinus) Fuß
zwischen den Gamsheidespalieren fassen. Im Windschatten der Felshügel,
die verstreut auf der Ebene liegen sind beeindruckend alte Exemplare des
Stengellosen Leinkrautes (Silene
acaulis) zu finden, die teilweise Durchmesser von 40 bis 50 cm erreichen.
Die kargen Matten werden von der Dreispaltigen Binse (Juncus trifidus)
und der Krummsegge (Carex curvula) gebildet und vor allem durch den Knöllchen-Knöterich
(Polygonum
viviparum) besiedelt. Je näher man der Madrisa kommt, desto strukturreicher
werden die Blockhalden. Wo sie der Vegetation Schutz bieten, kann sie
weit üppiger gedeien. Auffallend sind die Hochstaudenbestände
im Windschutz großer Blöcke mit Blauem Eisenhut (Aconitum napellus)
und Gepunktetem Enzian (Gentiana
punctata). Zur allgemein in den Blockhalden wachsenden Zwergstrauchheide
aus Rostblättriger Alpenrose (Rhododendron
ferrugineum) gesellt sich hier zunehmend die Schweizer Weide (Salix
helvetica), an sickerfeuchten Stellen auch die Grünerle (Alnus
viridis).
Der Gandasee
ist ein natürlicher Stausee inmitten der großen Blockschutthalden
aus hartem Urgestein. Das Ufer des glasklaren Bergsees wird gesäumt
von Platanenblättrigem Hahnenfuß (Ranunculus platanifolius)
und Trollblume (Trollius europaeus).
Zweifelsohne
zählt die Wanderung von Gargellen durch das Vergaldatal auf einen
der umgebenden Bergkämme zu den schönsten Tagestouren im oberen
Montafon. "Das Tal der Blumen" heißt es schon in den den
Werbeanzeigen der Touristeninformationen über das Vergaldatal. Schon bald nach der Vergaldner Alpe teilt sich der Weg. Man kann hier den weiteren Aufstieg ins Vergaldner Tal zur Rotbühelalpe (2103 m) wählen. Wir entschieden uns aber für den Aufstieg über die Hänge des Schafberges zum Grat der Heimspitze. Den ersten Teil des folgenden Serpentinenweges kann man getrost als "grausam" bezeichnen.
Der stetig steil ansteigende Weg ist teilweise ausgewaschen und schwer zu gehen. Nach ausgedehnten Grünerlengebüschen mit Alpen-Milchlattich (Cicerbita alpina) führt er durch abwechslungsreiche, bunte Mattenvegetation mit Alpen-Küchenschelle (Pulsatilla alpina), Stengellosem Enzian (Gentiana acaulis), Schneeenzian (Gentiana nivalis), dem Orangeroten und verschiedenen anderen Habichtskrautarten (Hieracium auranthiacum/ Hieracium spec.). Unterhalb der Felsenvegetation des Grates passiert man ausgedehnete Hangmoore mit dichten Wollgrasbeständen, bevor der Weg am Heimspitzbühl (2540 m) steinig und die Vegetation lückig wird. Zwischen Windheiden mit Gamsheide (Loiseleuria procumbens) und Krähenbeere (Empetrum nigrum) fällt vor allem das graufilzige Krainer Greiskraut (Senecio incana) auf.
Der Grat an der
Heimspitze (2685 m) setzt sich aus vielen
einzelnen kleinen Gipfeln zusammen, von denen man sich verschiedene Einblicke
in die umgebende Bergwelt verschaffen kann. Es lohnt sich durchaus, sich
in diesem Gebiet einige Zeit aufzuhalten und Eindücke der näher
und ferner gelegenen Hochgebirgswelt zu sammeln. |
Silvretta Nova, Versettla und Madrisella | |||
Sommer
wie Winter befördert die Kabinenbahn von Gaschurn aus Touristen in
die Bergwelt der Silvretta Nova. Das Gebiet ist eines der bekanntesten
Wintersportorte im Montafon. Leider sind die Spuren der winterlichen Aktivitäten
rund um das Berggasthaus "Nova Soba"
auch im Sommer allzu deutlich. Die ursprüngliche Mattenvegetation
der Hänge ist lückig und durch lange liegende, verfestigte Schneebedeckung
und Kantenschliff (Verletzung der Pflanzendecke an schneeärmeren
Windhängen durch Stahlkanten der Ski) stellenweise stark beeinträchtigt. |
Rund um den Silvretta-Stausee | |||||||
Hinter
dem Örtchen Partenen ist das Tal des Montafon zuende. Hier eginnt
der steile Aufstieg zur Bielerhöhe, hinein in das Zentrum der Silvrettagruppe.
Am Ende
des Tales hängt der Ochsental-Gletscher vom Sattel des Zentralmassives
herab. Der Schuttbeladene Gletscher lässt das typische Gletscherblau
aus der Ferne allerdings nur in Ansätzen erkennen. Am Talrand auf
2443 m Meereshöhe liegt die Wiesbadener Hütte,
Endpunkt der Stichwanderungen von Stausee aus. Die Hütte ist stets
gut besucht. Von den umliegenden kleineren Bergrücken hat man weite
Sichten in die Bergwelt der Silvretta, insbesondere zum Piz
Buin, mit 3312 m dem höchsten Berg der Silvretta-Gruppe. Ein
altes Zollhäuschen in unmittelbarer Nähe der Wiesbadener Hütte
zeugt von der Bedeutung dieses einstigen Gebirgspasses durchs Ochsental
zu Zeiten, als die verkehrliche Erschließung der Alpen noch nicht
so weit fortgeschritten war wie heute.
Eine weit einsamere
Wandervariante bietet sich ausgehend vom westlichen Seeufer. Hier biegt
der Weg Richtung Saarbrückner Hütte
in das Klostertal ab. Wer an einer Einkehr in die Hütte interessiert
ist, sollte sich vorher an den Info-Ständen am Stausee über
die Bewirtschaftungszeiten informieren. Die Hütte ist lange Zeit
des Jahres nicht in Bewirtschaftung. |